Magen-Darm-"Grippe" (virale Gastroenteritis)
Bei der sogenannten "Magen-Darm-Grippe" handelt es sich nicht um eine Grippe. Es ist eine Entzündung der Magen- und/oder Darm- Schleimhaut, normalerweise durch Viren angesteckt. Je nach Krankheitserreger können auch Rücken- und Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Schnupfen etc. auftreten. Häufig ist dabei der Blutdruck erniedrigt und es besteht auch sonst eine allgemeine Mattigkeit. Es können Schwindel und seelische Verstimmungen sowie Müdigkeit auftreten.
Häufig ist anfänglich eher der Magen befallen (Gastritis, Erbrechen im Vordergrund), später die unteren Darmabschnitte (Enteritis: häufig mit Durchfällen). In anderen Fällen tritt nur Erbrechen oder nur Durchfall auf. Die Krankheit wird durch Viren übertragen, welche im Durchfall, im Erbrochenen, auch im evtl. Schnupfensekret vorhanden sind. Eine üppige Mahlzeit oder Kälte kann die Krankheit fördern.
Im Allgemeinen verläuft die Gastroenteritis gutartig, sie muss aber von anderen Krankheiten unterschieden werden, wie ernsthafteren Darminfektionen ( z.B. Salmonellen oft mit hohem Fieber ) oder anderen Ursachen für Bauchschmerzen ( z.B. Blinddarmentzündung, Gallekoliken etc. ). Diese Unterscheidung ist anfänglich oft sogar für erfahrene Aerzte schwierig. Im Zweifelsfall besser ein zweites Mal den Arzt anfragen!
Ähnliche Erscheinungen können auch kurz nach Einnahme von verdorbenen Nahrungsmitteln auftreten. Beispielsweise können verdorbene Gerichte Bakteriengifte enthalten, die auch nach dem Kochen heftige Durchfälle verursachen können, sie treten innerhalb der ersten Stunden nach Nahrungseinnahme auf.
Die Magen-Darm-"Grippe", heilt im Allgemeinen von selber aus, richtige Diät kürzt den Krankheitsablauf ab. Folgen sind vor allem von Seiten des Flüssigkeitsverlustes ( kleine Kinder ) und des Blutdruckabfalles zu erwarten. Der tiefe Blutdruck kann verantwortlich sein für Stürze und kurze Ohnmachten.
Die von der Krankheit erzeugten Giftstoffe und der Flüssigkeitsverlust sind verantwortlich für die Kreislaufschwäche und für die eingeschränkte Funktion des Gehirns (Müdigkeit, Stimmungstief, Kopfschmerzen). Oft besteht auch eine Schwierigkeit mit dem Wärmehaushalt des Körpers: Besonders bei Kindern muss beachtet werden, dass diese nicht kalt haben, sie sollen aber auch nicht überwärmt werden.
Behandlung
Solange sogar von Natur aus kaum Appetit vorhanden ist, braucht man nicht zu essen. Das führt bloss zu einer Belastung des Darmes, Fette können überdies das Wachstum von ungeeigneten Bakterien fördern. Ein einigermassen gesunder Körper hat genügend Vorräte, um während Tagen ohne Nahrungszufuhr zu funktionieren. Wenn wieder Hunger auftritt, sollte, soweit praktikabel, die Fettzufuhr anfänglich eingeschränkt bleiben, und auch sonst die Nahrung mit Bedacht aufgebaut werden.
Wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr. Es geht oft eine grosse Menge Wasser verloren ( im Erbrechen, im Durchfall, beim Schwitzen ), ausserdem können (auch ohne erkennbaren Durchfall) mehrere Liter Flüssigkeit, die normalerweise im Blutkreislauf und im Gewebe sind, sich in den Därmen aufhalten. Besonders bei starkem Erbrechen ist auch die Zufuhr von Salz nützlich (z.B. fettfreie Bouillon). Eine warme (fettfreie) Suppe ist vor allem bei Kältegefühlen und Bauchschmerzen oft günstig, eisgekühlte Flüssigkeit kann das Erbrechen mildern. ( Bei Verdacht auf Blinddarmentzündung oder andere Krankheiten, die innert Kürze eine Operation nötig machen, müsste die Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit gestoppt werden.)
Günstig für den Wiederbeginn der Ernährung sind beispielsweise Karottensuppe, grosse Mengen geraffelter Äpfel, Bananen, Reisschleimsuppe. Falls der Durchfall sauer (aber nicht faulig) riecht, darf auch bald möglichst magerer Quark gegeben werden. Als Tee eignet sich beispielsweise Kamillentee ( bei kleinen Kindern nur schwach, sonst fördert er Erbrechen ), lange gezogener Schwarztee ( gerbende Wirkung, wirkt gegen Durchfall, die stimulierende Wirkung auf Kreislauf und Psyche ist oft günstig ), Fenchelsamentee. Bei ausgeprägten Durchfällen werden gerbstoffhaltige Heilpflanzen empfohlen. Ungünstig, aber sehr verbreitet, ist dunkle Schokolade, diese stopft zwar im Normalzustand, der hohe Fettgehalt kann aber zu einer Verzögerung der Heilung führen.
Wichtig ist, dass die oft matten Patienten bei Bedarf genügend ausruhen und Schlafen. Die Kreislaufschwäche kann bei alten Leuten und bei kleinen Kindern zu Unfällen führen, es treten Stürze auf, kleine Kinder können plötzlich nicht mehr so gut klettern wie gewohnt. Besonders gefährlich ist Aufstehen nach längerem Liegen, z.B. nachts, dann kann Schwindel auftreten, der in Einzelfällen ein Blutdruck stützendes Mittel nötig macht ( Rosmarin, Schwarztee, Blutdruck steigernde Medikamente wie Effortil ).
Wie schon erwähnt, ist der Wärmehaushalt geschwächt. Kälteeinfluss kann zu zusätzlichen Problemen führen, ebenso können zu warme Bäder als unangenehm empfunden werden, sie können auch zu Ohnmacht wegen Kreislaufkollaps führen.
Die Krankheit heilt im Allgemeinen ohne Medikament aus. Mittel, welche das Erbrechen oder den Durchfall unterdrücken, können nützlich sein. Wenn die Natur sich der schädlichen Viren mit Durchfall zu entledigen sucht, so schiesst sie doch oft über das Ziel hinaus, und der Patient wird unnötig geschwächt und geplagt. Es gibt verschiedene Medikamente welche die Darm- und Dünndarm-Überaktivität stoppen. Besonders bei kleinen Kindern sind diese nicht ganz unbedenklich und nur mit ärztlicher Kontrolle zu verwenden (Die Mittel können in Einzelfällen z.B. vorübergehend Halskehre oder Benommenheit verursachen). Bei gehäuftem Erbrechen gibt es Zäpfchen (z.B. Itinerol B6); gegen heftigen Durchfall Tabletten, welche bereits im Mund ins Blut aufgenommen werden (z.B. Imodium lingual). Bei gleichzeitigem Erbrechen und Durchfall kann beispielsweise zuerst der Durchfall mit diesem Mittel gestoppt werden, eine halbe Stunde später das Zäpfchen gegen das Erbrechen. Diese Mittel sollen nicht höher dosiert werden als vom Arzt verschrieben.
Trotz Bauchschmerzen sind Schmerzmittel im Allgemeinen nicht so günstig. Viele Schmerzmittel reizen zusätzlich die Schleimhäute. Sie können auch eine andere Diagnose (z.B. Blinddarm) verschleiern. Bei sehr intensiven Krämpfen kann der Arzt nach vorheriger Überprüfung der Diagnose krampflösende Mittel verschreiben. Oft wirkt aber auch ein feuchtwarmer Umschlag auf den Bauch gut.
In Einzelfällen muss im Verlauf der Krankheit die Diagnose neu überprüft werden. Tritt über längere Zeit hohes Fieber auf, so ist eine Infektion mit Salmonellen- Bakterien möglich. Diese oft stammen von Vögeln. Viele Poulets aus der Massenhaltung enthalten Salmonellen, so dass sich dann die Salmonellen in der Küche vermehren können, (z.B. im Tirami su oder in Saucen). Auch Vogelfutterplätze über Gartentischen oder auf dem Küchenfensterbrett sind nicht ganz unbedenklich.
Andere Gründe, den Stuhl genauer auf Bakterien zu untersuchen, sind Eiter oder Blut. Grössere Mengen Blut im Erbrochenen oder im Stuhl sind auf jeden Fall mit dem Arzt zu besprechen ( Proben nicht fortwerfen! ), Blutspuren ebenso, diese sind aber bei heftigem Erbrechen oder Durchfall oft auch harmlos.
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